deutscher_buchhandlungspreis_logo_2020_rgb_ohne_zusatz.jpg lesepartner_2021.jpg motiv_digital_signatur_170x170.jpg
0

"Die Überlebenden", besprochen von Helke Stadelmeier

Ein Debutroman, der es in sich hat!

Ein Ferienhaus in Schweden direkt am See inmitten der Natur, eine wahre Astrid Lindgren–Idylle und doch so trügerisch! Drei junge Männer, drei Brüder, sitzen weinend und blutend am Ferienhaus, neben ihnen die Urne mit der Asche ihrer Mutter, die sie dort im See verstreuen sollen, als ihren letzten Wunsch. Die Polizei wird hinzugerufen. Um die Eingangsszene richtig zu verstehen, liest man nun die Geschichte auf zwei Ebenen: einmal rückwärts in ihre Kindheit und einmal vorwärts aus der Kindheit heraus. So bewegen sich die Ebenen unausweichlich aufeinander zu.

Die Brüder könnten nicht unterschiedlicher sein: Als Kind hatte Nils, der älteste, immer Kopfhörer auf den Ohren und zog sich zurück, Pierre, der Kleinste, unruhig und zornig und Benjamin, aus dessen Sicht erzählt wird, beobachtend, ruhig und vermittelnd. Und es gab noch Molly, eine Hündin, die immer auf Mutters Schoß saß und der Liebling der Mutter war.

Die Brüder, ihr ewiges Werben um Anerkennung und Liebe der Eltern, die am Liebsten aber mit der Wodkaflasche nebeneinander auf zwei Plastikstühlen saßen und auf den See schauten, hat sie komplett aufgerieben, hat sie völlig entzweit und doch ist da ein Rest an Zusammenhalt, sich noch einmal gemeinsam an den Ort ihrer Kindheit zu wagen. Eine triste Kindheit mitten zweier Menschen, die durch den Alkohol nicht in der Lage sind, sich um ihre Kinder zu kümmern - immer wechselnde Stimmungen, immer unberechenbar.

Alex Schulman beschäftigt die Frage, wohl auch, da der Text zum Teil biographisch ist: Warum fühle ich mich meinen Brüdern so fremd? Was ist in der Kindheit geschehen? Es geht um Wahrheit, bzw. um viele Wahrheiten, denn die eine gibt es nicht. Erst am Ende des Buches wird klar, welches düstere Verhängnis, welche Katastrophe über der Familie hängt. Niemals ausgesprochen und doch allgegenwärtig.

Psychologisch fein erzählt und voller Intensität und vielschichtig, so ein Buch ist mir in letzter Zeit selten untergekommen. Eine kunstvolle Komposition in karger Sprache, schreibt der Verlag und das ist völlig richtig! Ein Roman, der die Dunkelheit beschreibt, dort aber nicht bleibt, sondern uns versöhnlich in die Helligkeit entlässt.

Mein Lieblingsbuch in diesem Herbst!

Roman
Einband: gebundenes Buch
EAN: 9783423282932
22,00 €inkl. MwSt.

Bei Bestellung bis 17 Uhr während der Ladenöffnungszeiten ist der Titel am nächsten Tag abholbereit.

In den Warenkorb
Kategorie: Belletristik