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Sommerlektüre 2020

Liebe Kundinnen und Kunden,

in diesem Jahr müssen wir unseren liebgewonnenen "Sommerlektüre-Abend" mit Empfehlungen für Ihren Urlaub am Strand, in den Bergen oder auf dem Balkon leider ausfallen lassen.

Aber wir haben trotzdem fleißig gelesen und stellen Ihnen unsere Sommerbuchempfehlungen daher in etwas anderer Form vor. Hier finden Sie die ersten Empfehlungen, ein weiterer Newsletter mit noch mehr Lieblingsbüchern folgt in wenigen Tagen.

Die von uns empfohlenen Bücher sind im Laden präsentiert, zu jedem Buch haben wir einen kleinen persönlichen Text für Sie vorbereitet und eine Liste mit allen Büchern liegt ebenfalls für Sie bereit.

Wenn auch dieses Jahr unsere Urlaube alle etwas anders sein werden als geplant, hoffen wir, dass wir Sie mit unseren Empfehlungen wenigstens ein bisschen in Urlaubsstimmung versetzen können.

Ihr Team vom Vaihinger Buchladen

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Heimkehr
Thomas Hürlimann

besprochen von Helke Stadelmeier

Ein Buch, dessen Inhalt sich kaum in Worte fassen lässt. Heinrich Übel, der ungeliebte Sohn des Gummiwarenhändlers Übel, kehrt nach fast 20 Jahren zurück in die elterliche Fabrik ins schweizerische Fräcktal. Kurz bevor er allerdings die alte Fabrik erreicht, kracht er mit dem Auto in ein Brückengeländer. Als er wieder zu sich kommt, findet er sich in einem alten ehrwürdigen Hotel in Sizilien wieder und wird von allen als Mafiaboss verehrt. Heinrich, eigentlich ein Unglücksrabe, wird nun von allen hofiert. Was ist seit dem Unfall geschehen? Ist er noch immer derselbe? Was ist mit der Welt geschehen? Als er erneut die Heimreise antreten will, erscheint ihm eine geheimnisvolle Frau, die wie Boticellis Venus nicht der Muschel, sondern nackt dem Meer entsteigt und die sich als eine DDR-Aktivistin entpuppt. Dieser folgt er bis ins triste Ostberlin. Wird er jemals zu Hause ankommen? Und wer wird er dann sein? Das Buch spielt immer auf der Grenze zwischen Leben und Tod und ist ein unfassbar wildes und furioses Feuerwerk an Schelmereien, bei dem einem Hören und Sehen vergehen. Ein Buch, vollgepackt mit Anspielungen, unglaublicher überbordenden Phantasie, in dem man sich völlig verlieren und nur darüber staunen kann, wie leichtfüßig und brillant Hürlimann diese Geschichte erzählt.

Florida
Lauren Groff

besprochen von Sonja Körner

In elf Erzählungen lotet die für den National Book Award nominierte Autorin unter anderem aus, was es heißt, Mutter zu sein, emanzipiert zu sein und mit immer wütenderem Wetter zu leben. Zwei Mädchen werden alleine in der Wildnis zurückgelassen, eine Frau rennt gegen ihre Wut an und ein Junge wächst in einem Haus voller Schlangen auf. Fast alle Geschichten spielen in Florida, es wimmelt und raschelt von Reptilien und anderen Tieren und auch die düsteren Paarbeziehungen könnten beklemmend sein, wenn Lauren Groffs Sprache nicht so brillant wäre, dass einem das Frösteln gleich wieder vergeht.

Ein einfaches Leben
Min Jin Lee

besprochen von Tina Lindner

1932. Sunja ist ein Mädchen von 16 Jahren, dessen Zukunft bereits verbaut ist. Denn sie ist schwanger, der Vater des Kindes bereits verheiratet und wenn es eines gibt, dass eine Frau in den 30ern nicht braucht, dann ist es ein Kind ohne verheiratet zu sein. Vor der Schande rettet sie der junge Pastor Isak, der anbietet, sie zu heiraten, das Kind als sein eigenes anzusehen und sie mit nach Japan zu nehmen, um dort ein neues Leben zu beginnen. Doch so einfach ist es natürlich nicht, denn der Großteil der japanischen Bevölkerung verachtet Koreaner, sodass es der jungen Familie schwer fällt, in Osaka Fuß zu fassen. Der Leser folgt Sunja und ihren beiden Söhnen, die es nie so recht schaffen, sich als Teil der Gesellschaft zu etablieren, egal was sie versuchen, denn ihre Herkunft steht ihnen immer im Weg. "Ein einfaches Leben" ist ein faszinierendes und wichtiges Familienepos über koreanische Einwanderer in Japan und die Hürden, die sie selbst Jahrzehnte und Generationen nach ihrer Migration noch immer nicht überwinden können.

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Das Haus am Orangenhain
Sheila O'Flanagan

besprochen von Birgit Närger

Nach einem Schicksalsschlag flüchtet Juno Ryan nach Spanien in das Haus einer Freundin, in die Villa Naranja. Der blaue Himmel, ein streunender Kater und nicht zuletzt Pep, der attraktive Sohn des benachbarten Weinbauern, sind Balsam für die Seele. Und so begleiten wir Juno durch das Dorf, durch die Orangenhaine und werden Zeuge, wie sie wieder Freude am Leben findet. Beim Lesen dieses Buches hat man ständig den Duft von Orangen in der Nase. Man spürt die Sonne Spaniens und blickt in das Licht, das es so nur im Süden gibt, dabei hört man die Zirkaden... Ein Schmöker, ein Wohlfühlbuch.

Helle Tage, helle Nächte
Hiltrud Baier

besprochen von Helke Stadelmeier

Anna Albinger lebt in Beuren mit Blick auf den Hohenneuffen in einer wahren Idylle. Als sie schwer erkrankt, beschließt Anna ihr Leben aufzuräumen, denn sie hat das Gefühl, dass ihr nicht mehr viel Zeit bleibt. Sie schickt ihre Nichte Frederike mit einem Brief in den hohen Norden nach Lappland, um endlich ihre größte Lüge zu gestehen und die Konsequenzen zu tragen. Wir begleiten Anna durch ihre schwere Zeit und gleichzeitig Frederike, die in Lappland ankommt und dann plötzlich alleine auf sich gestellt ist, dabei aber auch zu sich selber findet. Eine warme, berührende schöne schwäbisch-schwedische Geschichte, die einen ab der ersten Seite fesselt.

Das schräge Haus
Susanne Bohne

besprochen von Sonja Körner

Wenn in einem Buch eine mumifizierte Eidechse namens Boy George auftaucht und sich eine Mutter langsam in eine Dörrpflaume verwandelt, dann bin ich eigentlich schon glücklich. Und dann schreibt Susanne Bohne auch noch so schöne Sätze. Ella wächst behütet von Omma Mina in ihrer Ruhrpott-Schrebergarten-Welt auf, bis sie ausgerechnet nach dem Sommerfest eine traurige Entdeckung macht. 26 Jahre später arbeitet sie als Psychotherapeutin und blickt teilweise recht verwundert in die inneren Häuser ihrer Patienten, die oft ziemlich unaufgeräumt sind und auch ihres hat einen ganz schön schrägen Giebel. Und sie wartet auf die Liebe. Ein Buch für alle, die gerne „Was man von hier aus sehen kann“ gelesen haben. Mit liebenswerten Figuren und Wohlfüheffekt.

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Mitten im August
Luca Ventura

besprochen von Birgit Närger

Capri, vielleicht die schönst Insel Italiens. Oder gar der Welt...? Und hier findet der erste Fall um den Inselpolizisten Enrico Rizzi statt. Enrico hatte es bisher nur mit kleinen Delikten zu tun und so blieb stets genug Zeit seinem Vater in der Obst- und Gemüsegärtnerei hoch über dem Golf von Neapel zu helfen. Doch nun wird ein junger Mann, Spross einer Industriellenfamilie und Student der Ozeanologie, ermordet aufgefunden. Und Rizzi hat seinen ersten Mordfall, bei dem es neben der Aufklärung des Verbrechens auch um die Zukunft der Weltmeere geht. Spannend, gut geschrieben und wunderschöne Beschreibungen von Capri!

Neuschnee
Lucy Foley

besprochen von Tina Lindner

Man hört ja öfters, dass die wenigsten Leute ihre Freundschaften aus Schul- und Unizeit pflegen und im Erwachsenenalter weiterführen, und dieser Thriller ist vielleicht ein ganz gutes Beispiel, warum das manchmal auch besser so ist. Denn als eine Gruppe von neun Unifreunden, mittlerweile alle Mitte dreißig, wie jedes Jahr gemeinsam über Silvester in den Urlaub fährt, wird schon bald klar, dass nicht alles so schön ist, wie es scheint. Eingeschneit in einer kleinen Hütte irgendwo im Nirgendwo, entsteht schon bald eine Spannung zwischen den Freunden, die sich als weitaus tiefer entpuppt, als sie zunächst erscheinen mag. Denn bereits der Prolog verrät: Einer der neun wird Neujahr nicht mehr erleben. Ein unfassbar spannender Thriller, der zeigt, was aus einer Freundschaft werden kann. Hervorrangend erzählt und fesselnd bis zum Schluss!